Für die Ringer war es ein Schock, als Anfang Februar die IOC-Exekutive entschied, Ringen aus dem Programm der Olympischen Spiele ab 2020 zu streichen. Auch wenn die Empörung darüber, nicht nur bei den Ringern, noch nicht abgeebbt ist, so haben die Verbände, die Sportler und viele Fans mittlerweile viel auf den Weg gebracht, um das Ringen als olympische Sportart zu erhalten.

„Wir alle waren am Anfang erst einmal entsetzt und bestürzt“, erzählt Marion Pangsy (Koblenz), die Präsidentin des Schwerathletikverbandes Rheinland. Diese IOC-Entscheidung sei völlig unvorbereitet gekommen und habe die Ringer in aller Welt überrascht. „Wir konnten uns eine solche Entscheidung nicht vorstellen. Ringen ist eine Kernsportart, die schon seit der Antike zu den Olympischen Spielen gehört. Olympia ohne Ringen, das ist unvorstellbar“, macht die Chefin der Ringer im nördlichen Rheinland-Pfalz deutlich.
Umso erfreuter sei sie über die große Solidarität, die die Ringer überall im Land erfahren haben seit dieser IOC-Entscheidung. „Der rheinland-pfälzische Innenminister hat beim DOSB und dessen Präsidenten Dr. Thomas Bach gegen diesen IOC-Beschluss protestiert, die Präsidentin des Landessportbundes Rheinland-Pfalz ebenfalls. Auch Abgeordnete aus der Region setzen sich für das Ringen ein. Überall äußern Menschen uns gegenüber ihr Unverständnis über das IOC“, sagt Marion Pangsy. Und sie ist sich sicher: „Mit einer solchen weltweiten Protestwelle hat das IOC sicher nicht gerechnet.“
Doch auch der Ringer-Verband habe rasch und entschlossen reagiert und Zeichen der Erneuerung gesetzt, unterstreicht die Präsidentin des Schwerathletikverbandes Rheinland. In Deutschland und Österreich hätten sich unter dem Kampagnennamen „Ringen um Olympia“ Unterstützer zusammengeschlossen, um Ideen zu entwerfen, wie sich das Ringen fortentwickeln könnte. „Wenn wir alle unsere Hausaufgaben machen und schnell die angestoßenen Reformen auf den Weg bringen, dann hat das Ringen gute Chancen“, ist dabei Manfred Werner, der Präsident des Deutschen Ringer-Bundes, überzeugt.
Auch im Rheinland wird diese Kampagne des Deutschen Ringer-Bundes, deren Initiator der Präsident des Ringerverbandes Sachsen, Benedict Rehbein, ist, nachdrücklich unterstützt, betont Marion Pangsy. Bei den Rheinland-Pfalz-Meisterschaften der Nachwuchsringer in Bad Kreuznach wurden Unterschriften für die Aktion gesammelt, ebenso von vielen Sportlern und Vorstandsmitgliedern überall im Rheinland. In Neuwied lagen die Unterschriftenlisten an vielen öffentlichen Stellen und bei Behörden aus. „Und überall konnten die Menschen, auch viele, die mit Ringen wenig zu tun haben, nicht verstehen, wie eine solche Sportart nicht mehr bei Olympischen Spielen vertreten sein soll“, berichtet die Präsidentin des Schwerathletikverbandes Rheinland.
Sie hofft nun, dass diese große Protestwelle und die weltweite Solidarität, aber auch die Argumente und die in Angriff genommenen Änderungen, die die Ringer angegangen sind, das IOC überzeugen, den Beschluss zu revidieren, damit auch nach 2020 Ringen olympisch bleibt. „Wenn nicht, dann gehen wir allerdings schweren Zeiten entgegen“, gibt Marion Pangsy zu bedenken.

Infos: www.ringen-um-olympia.de

Zur Information:

Dem 1949 gegründeten Schwerathletikverband Rheinland gehören im Norden von Rheinland-Pfalz (ehemalige Regierungsbezirke Koblenz und Trier) insgesamt 15 Vereine mit knapp 1100 Mitgliedern in den Sportarten Ringen, Gewichtheben, Kraftdreikampf und Kraftsport an. Das Rheinland ist der einzig verbliebene Landesfachverband in Deutschland, in dem die beiden olympischen schwerathletischen Sportarten Ringen und Gewichtheben noch weiterhin in einem Fachverband zusammengefasst sind. Mit Oswald Junkes vom ASV Trier (Helsinki 1952 im Gewichtheben) und Anita Schätzle von der WKG Metternich/Rübenach (Peking 2008 im Ringen) nahmen bisher zwei Sportler aus dem Schwerathletikverband Rheinland an Olympischen Spielen teil.

Daneben waren bei den Olympischen Spielen 1928 in Amsterdam mit Hermann Simon vom ASV Siegfried Koblenz im Ringen und Jakob Vogt vom ASV Ochtendung im Gewichtheben sowie 1936 in Berlin mit Helmut Opschruf vom ASV Trier im Gewichtheben drei weitere Schwerathleten aus dem nördlichen Rheinland-Pfalz bei Olympia vertreten.