Seine Goldmedaille gehörte sicher zu den großen Überraschungen bei den Deutschen Meisterschaften der Freistilringer in Aschaffenburg. Und auch er selbst war völlig überrascht von dem Titelgewinn bei seinem ersten Start bei den Männern. „Das habe ich bis heute noch nicht richtig begriffen“, so Robin Ferdinand vom ASV Boden. Nach dem Sieg im Finale war er erstmal „völlig neben der Spur“, wie er schmunzelnd erzählt. Und nun rückt für den 19-jährigen Sportler sogar eine Olympia-Teilnahme in London in diesem Sommer in den Bereich des Möglichen.
„Olympia ist für mich allerdings noch nicht so das Thema“, räumt Robin Ferdinand ein. Beim Qualifikationsturnier im April in Sofia, für das er vom Deutschen Ringer-Bund nominiert wurde, werden zahlreiche europäische Spitzenringer am Start sein. „Da müsste schon alles optimal klappen“, meint er mit Blick auf seine Chancen.
Mehr Hoffnungen setzt er da auf die Junioren-Europameisterschaften im Sommer in Zagreb. „Da habe ich schon eine Medaille im Blick“, sagt der Westerwälder Ringer. Im vorigen Jahr, bei seinem ersten EM-Start in Serbien, wurde er immerhin schon Siebter, bei der Junioren-WM im vergangenen Sommer erreichte er den neunten Platz. Dennoch bleibt für ihn Olympia natürlich der große Traum. Wenn nicht 2012, dann vielleicht Rio de Janeiro 2016. „Das ist auf jeden Fall mein großes Ziel“, so Robin Ferdinand.
Seit nunmehr 14 Jahren steht er schon auf der Ringermatte. Bereits als Fünfjähriger ist er mit einer Sondergenehmigung an den Start gegangen und dabei schon früh mit seinen Leistungen aufgefallen. 2006 wurde er bei der C-Jugend das erste Mal Deutscher Meister, es folgten Titel bei der B-Jugend und bei den Junioren, zuletzt vor wenigen Wochen, dazu kam noch eine Bronzemedaille bei der A-Jugend. Seit 2011 gehört er zur Junioren-Freistil-Nationalmannschaft des DRB. „In den vergangenen Monaten habe ich unheimlich viel erlebt“, meint Robin Ferdinand rückblickend.
Das Ringer-ABC hat er im Westerwald erlernt, bei seinem ASV Boden, einem kleinen Verein, der zwar schon zahlreiche erfolgreiche Sportler hervorgebracht hat, seit einigen Jahren aber keine Mannschaft mehr stellen kann. Doch bei Einzelmeisterschaften ringt Robin Ferdinand nach wie vor für seinen Heimatverein und das Rheinland. Sein Vater war sein erster Trainer und steht ihm auch heute noch bei Wettkämpfen zur Seite. „Von ihm habe ich viel gelernt“, erzählt der 19-Jährige. Thomas Ferdinand, seit einigen Jahren Jugendreferent im Schwerathletikverband Rheinland, war selbst mal Zweitliga-Ringer. Ehrensache, dass seine Familie bei den Meisterschaften immer dabei ist. „Meinem Vater und meiner Mutter verdanke ich sehr viel. Sie haben mich in meinem Sport immer unterstützt“, so Robin Ferdinand.
In der kommenden Saison geht er für den SC Kleinostheim in der 2. Bundesliga auf die Matte. Vorher stand er in der Mannschaft von Erstligist ASV Mainz 88. „In Kleinostheim werde ich anders als in Mainz alle Kämpfe machen können, das ist für die Wettkampferfahrung wichtig“, begründet der Athlet den Wechsel. Obwohl die Kämpfe in der 1. Bundesliga für ihn auch „eine tolles Erlebnis“ waren.
Neben dem Sport steht derzeit die Ausbildung für ihn im Mittelpunkt. Derzeit macht er in Lahnstein das Fachabitur für Polizeidienst und Verwaltung, er hofft, später auch in die Fördergruppe der Polizei zu gelangen. Und um etwas Geld zur Verfügung zu haben, trägt er morgens zudem die Zeitung aus. Sicher ungewöhnlich für einen Deutschen Meister. Doch im Ringen fehlen Sponsoren. Drei bis vier Mal trainiert er derzeit in der Woche, in Koblenz, in Mainz und in Kleinostheim. Viel Freizeit bleibt da nicht. Das ist das harte Los im Hochleistungssport. Und dennoch: „Wenn mir die Zeit bleibt, unternehme ich schon gerne was mit Freunden. Denn das ist mir sehr wichtig.“