Es war ein schwieriger Neuanfang für die Schwerathleten nach dem Zweiten Weltkrieg. Erst im Oktober 1947, also vor 70 Jahren, hatte die französische Militärregierung das Gewichtheben, und damit die Schwerathletik, als Sportart wieder zugelassen. Mit dem kurz darauf gebildeten „Fachamt Schwerathletik“ im Sportausschuss Rheinland, dem Vorläufer des heutigen Sportbundes Rheinland, entstand erstmals nach Kriegsende wieder ein Fachverband der Schwerathleten im nördlichen Rheinland-Pfalz.

 

Im Dezember 1945 hatte der Alliierte Kontrollrat alle Turn- und Sportvereine aufgelöst. Die französische Besatzungsmacht erlaubte in ihrer Besatzungszone mit der Verordnung Nr. 23 über die Genehmigung der Gründung von Sportvereinen im französischen Besatzungsgebiet vom 4. Februar 1946 zwar wieder die Bildung von Sportvereinen, untersagte allerdings im Artikel 3 der dazugehörigen Verfügung Nr. 40 die Ausübung des Schieß-, Waffen-, Wehr-, Gelände- und Flugsportes. Zu diesen verbotenen Sportarten zählte die französische Militärregierung auch die Schwerathletik. So kam es, dass zu einer Zeit, als in anderen Regionen Deutschlands längst wieder Ringer und Gewichtheber ihre Wettkämpfe austrugen, die Schwerathleten aus dem Rheinland zum Zuschauen verurteilt waren.

Erst mit der Wiederzulassung zumindest des Gewichthebens im Oktober 1947 konnten die Schwerathleten im nördlichen Rheinland-Pfalz, das vor dem Krieg durchaus zu einer Hochburg im Ringen und Gewichtheben gehörte, ihren Sport wieder aufnehmen. Allerdings hatte die Militärregierung die Bildung eigener Vereine nicht gestattet. Stattdessen mussten die Schwerathleten den sogenannten Allsportvereinen beitreten. Das führte dazu, dass viele Traditionsvereine bei anderen Clubs hospitierten, wie der ASV Trier bei der Eintracht Trier. Andere Vereine wie der zweifache Deutsche Mannschaftsmeister im Ringen, der ASV Kreuznach, gingen in größeren Vereinen auf und wurden, nach der Aufhebung des Verbots eigener Schwerathletikvereine, auch nicht mehr wieder gegründet. In Rheinböllen im Hunsrück, einer Region, in der es vor dem Zweiten Weltkrieg kein Ringen und kein Gewichtheben gab, entstand 1947 sogar eine neue Schwerathletikabteilung.

Zum kommissarischen Vorsitzenden des neuen Fachamtes Schwerathletik berief die französische Militärregierung im Herbst 1947 Leo Nägler aus Bad Kreuznach, der bei der konstituierenden Fachamtssitzung am 7. Februar 1948 im „Alten Brauhaus“ in Koblenz dann von den Vereinsvertretern in diesem Amt bestätigt wurde. Erster Sport- und Jugendwart der rheinländischen Schwerathleten wurde Herbert Müller aus Idar, zu Beisitzern wählte die Versammlung Wilhelm Beuler (Pfaffendorf) und Max Weiland (Trier).

Im September 1948 wurden in Rheinböllen vor immerhin mehr als 300 Zuschauern die ersten Landesmeisterschaften im Rheinland im Gewichtheben ausgetragen mit Sportlern aus Oberstein, Bad Kreuznach, Koblenz-Pfaffendorf, Idar, Moselweiß, Trier und Rheinböllen. Unter den Zuschauern fanden sich so bekannte Athleten wie der mehrmalige Europameister, Weltrekordler und Olympia-Vierte von 1928, Jakob Vogt aus Ochtendung, der Olympia-Vierte von 1936 und Weltrekordler Helmut Opschruf aus Trier, der Trierer Altmeister Paul Trappen sowie der frischgebackene Deutsche Meister Oswald Junkes aus Trier, der später Bundestrainer im Gewichtheben werden sollte und im August 1948 die erste Goldmedaille für das Rheinland bei Deutschen Meisterschaften nach dem Zweiten Weltkrieg gewonnen hatte.

Während so das Gewichtheben langsam wieder zu alter Blüte im Rheinland aufstieg, blieb das Ringen in der französischen Besatzungszone weiterhin verboten. Erst gegen Ende des Jahres 1948 erlaubte die Militärregierung in einer Rundweisung des Commandement en Chef Francais en Allemagne vom 23. November 1948 auch wieder die Bildung von Ringer-Abteilungen in den Vereinen.

Am 11. Juni 1949 gründete sich im Koblenzer Stadttheater der Sportbund Rheinland als die Dachorganisation des rheinländischen Sports. Zu den Gründungsmitgliedern gehörte auch das Fachamt Schwerathletik. Bei diesem Treffen wurden die Auflösung der Fachämter und die Bildung von eigenständigen Fachverbänden beschlossen. Dies hatte zur Folge, dass sich nur wenige Wochen nach der Gründung des Sportbundes die Vereinsvertreter der zu diesem Zeitpunkt bestehenden zwölf Schwerathletikvereine am 20. August 1949 im Gasthaus „Zur guten Quelle“ in Oberwesel trafen, um dort den bis heute bestehenden „Schwerathletikverband Rheinland“ zu gründen.